Lagebericht


Unsere Genossenschaften im Überblick

Auch im vergangenen Geschäftsjahr konnten unsere Genossenschaften die Erfolgsgeschichte Raiffeisenverband wieder produktiv fortsetzen.

Raiffeisenbanken

Das Geschäftsmodell der Raiffeisenbanken, welches einerseits auf die Region ausgerichtet ist und andererseits für Nachhaltigkeit und Stabilität steht, konnte von den Tiroler Raiffeisenbanken wiederum erfolgreich umgesetzt werden. Unsere 42 Raiffeisenbanken der Primärstufe waren aufgrund der anhaltenden starken Investitionstätigkeit wiederum als verlässlicher Finanzierungspartner gefragt und konnten diese somit das Ausleihungsvolumen von rund  EUR 11,2 Mrd. auf rund EUR 11,4 Mrd. steigern. Die Ersteinlagen sind leicht zurückgegangen, von rund 11,7  auf rund EUR 11,6 Mrd. Die Bilanzsumme hat sich im abgelaufenen Jahr leicht erhöht und erreichte EUR 15,7 Mrd. 

Obwohl die Digitalisierung mit raschen Schritten voranschreitet, betreuen unsere Raiffeisenbanken ihre Kunden noch immer in 162 Bankstellen und stehen darüber hinaus nach wie vor  mit ca. 280 Bankomaten/Raikamaten für Bargeldbehebungen zur Verfügung. Darüber hinaus sind unsere Raiffeisenbanken mit 1.456 Mitarbeitern nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber in unserem Bundesland.

RRB Schwaz

Quartier am Raiffeisenplatz

Die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens eGen stellt sich vor und …

„… ist wie eine Fusion von Silber mit Kristall“

Im September 2023 kam es zur Verschmelzung zweier Raiffeisen Regionalbanken, welche bis dahin zwei besonders einzigartige Tiroler Regionen umfasst hatten: die Silberregion Schwaz und die Kristallregion Wattens. Die Regionalbank Schwaz-Wattens ist seither eine aktive Gestalterin des wirtschaftlichen Wachstums und Wohlstands dieser Region.

„Solidarität und gemeinsame Werte geben auf dem Weg in die Zukunft wichtigen Halt, auch in herausfordernden Zeiten“, kommentieren die vier Vorstände der neu fusionierten Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens die Entstehung der neuen Bank: Dir. Gerhard Bathelt, Dir. Otto Prantl, Dir. Martin Sporer, MBA und Dir. Mag. Christian Steinlechner, MBA. 

Aus diesen Gründen und im Sinne der aktiven Umsetzung der Raiffeisenwerte entstand der Wunsch, die Kräfte zweier regionaler Erfolgsgeschichten zu bündeln – eben unter dem Motto „Silber trifft Kristall“.

Überzeugt von diesem gemeinsamen Weg ist auch Aufsichtsratsvorsitzender Ernst Derfeser. Der Unternehmer und leidenschaftliche Landwirt beschreibt die Fusion als zukunftsorientierten Schritt. Genauso zuversichtlich äußert sich der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Christoph Moser, der die Ausrichtung der Bank klar definiert: „Die gemeinsame Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens soll eine solide und innovative Bank sein, die Stabilität garantiert.“ Für ihre Kund:innen, ihre Mitarbeiter:innen und die Region.

Die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens eGen im Überblick

  • Ca. 32.000 Kund:innen
  • 7 Bankstellen und 4 SB-Bankstellen
  • 12 Gemeinden
  • 115 Mitarbeiter:innen 
  • 1,7 Mrd. € gemeinsames Kundengeschäftsvolumen
  • 79 Mio. € gemeinsames Eigenkapital

Das „Wir“ macht`s möglich

Die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens ist in fast jeder Gemeinde der Region zwischen Strass im Zillertal und Wattens vertreten. Es sind Orte, an denen jeder Mensch nicht nur einen unkomplizierten und persönlichen Zugang zur Bank hat, sondern die Bindung zur Region direkt und authentisch erlebt wird. In der Schwazer Innenstadt befindet sich die Zentrale der Regionalbank mit ihrem Panoramasaal im sogenannten Quartier am Raiffeisenplatz – ein 2022 eröffneter Immobilienkomplex, in dem nicht nur die Bank ihren Sitz hat, sondern auch medizinische Praxen, die lokale ÖGK-Verwaltung, ein Veranstaltungsort sowie 28 Mietwohnungen untergebracht sind: also ein Ort der Begegnung in jeder Hinsicht. Neben der Zentrale in Schwaz und ihren Bankstellen ist der Standort in Wattens mit neu errichteter Kundenzone und zahlreichen Events von großer Bedeutung.  

Mehrwert für die Kund:innen durch nachhaltige Erlebnisse

Die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens setzt sich klar für die nachhaltige Entwicklung der Region ein und beweist dies mit ganz konkreten Maßnahmen – für Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter:innen.

Monatlich treffen sich Unternehmer:innen und Raiffeisen-Mitarbeiter:innen in Wattens beim Business Café, wo ein aktuelles Thema von Expert:innen behandelt wird und die Möglichkeit für Wirtschaftstreibende der Region besteht, sich bei einem informellen Frühstück (oder Aperitif) auszutauschen und zu vernetzen.

Auch für Privatkund:innen werden aufschlussreiche und spannende Veranstaltungen organisiert, sei es einmalig und exklusiv – wie Gastvorträge über aktuelle wirtschaftliche Themen – oder regelmäßig – wie der Treffpunkt Raiffeisen in Schwaz, bei dem Kund:innen zu interessanten Vorträgen oder interaktiven Erlebnissen im Panoramasaal eingeladen werden.

Die Regionalität aller Veranstaltungen wird durch die Dienstleistungen betont, die für die Realisierung des jeweiligen Events in Anspruch genommen werden: Diese stammen ausschließlich von lokalen Unternehmen, die die Werte der Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens teilen und die Nachhaltigkeit ihrer Produkte in den Mittelpunkt stellen.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis

Dass die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens mehr als nur Bank ist, wurde bereits hervorgehoben. Eine weitere auf den Menschen und die Gemeinschaft zugeschnittene Dienstleistung stellt die Immobiliensparte der Genossenschaft dar.

Unter dem Motto „Für jede Immobilie ein passender Mensch, für jeden Menschen eine passende Immobilie“ bieten die Immo-Expertinnen mit Sitz in der Bankstelle in Vomp keine gewöhnliche Kauf- bzw. Verkaufsplattform, sondern eine ausführliche, fundierte und empathische Unterstützung für die Kund:innen (privat oder Unternehmen), die eine Immobilie erwerben, mieten oder verkaufen möchten – sei es bei der Suche nach dem passenden Objekt oder Baugrund, bei der Finanzierung oder bei anderen Schritten, wie der notariellen Arbeit oder dem Umzug.

Darüber hinaus veranstaltet die Raiffeisen Regionalbank Schwaz-Wattens eine Hausmesse zum Thema Bauen, Wohnen und Finanzieren – den Raiffeisen Immobilientag –, bei dem Bauträger:innen und Expert:innen der Region dem Publikum die aktuellsten Trends und Projekte präsentieren.

Innovation als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft

Kundenorientierung, mitarbeiterfreundliche Rahmenbedingungen und Innovationen bei Prozessen und Nachhaltigkeitsthemen sind die Treiber der Weiterentwicklung.  

Die Mitarbeiter:innen und Führungskräfte der Bank verstehen und entwickeln innovative und moderne Prozesse mit der Überzeugung, dass sie für unsere Gesellschaft einen Mehrwert darstellen.

Lagerhäuser

Unsere Lagerhäuser in Tirol sind verschiedenartig strukturiert. Einerseits gibt es 9 eigenständige, operativ tätige Genossenschaften mit 2 weiteren Töchtern. Als Tiroler Besonderheit gibt es eine warenführende Raiffeisenbank und zudem betreibt die „Unser Lagerhaus“ WHG an 23 Standorten das Warengeschäft. Damit sind die Lagerhäuser in fast allen Regionen in Tirol als Nahversorger tätig. Mit deutlich über 670 Mitarbeitern stellen sie auch einen wichtigen Arbeitgeber in Tirol dar.

Molkereien, Milch- und Sennereigenossenschaften

Unsere Genossenschaften im Milchbereich sind stets bestrebt, hervorragende Produkte auf einem hohen Qualitätsniveau zu erzeugen. Dies bestätigen auch diverse Auszeichnungen. Von unseren 32 Genossenschaften sind nach wie vor 6 Unternehmen operativ tätig und beschäftigen über 80 Mitarbeiter.

Obmann ÖR Anton Steixner

Milchgenossenschaft Wipptal/Stubai

Vor 10 Jahren bot sich den Bauern des Wipp- und Stubaitales die Möglichkeit, mit ihrer Milch den Milchhof Sterzing zu beliefern. Die dortige Molkerei ist auf die Produktion von Joghurt spezialisiert, das in ganz Italien und darüber hinaus sehr erfolgreich vermarktet wird. Da die Milchproduktion schon damals in ihrem Einzugsgebiet stagnierte, der Absatz aber stark stieg, waren Maßnahmen zur Sicherung des Milchaufkommens dringend erforderlich. Wir, die Bauern aus dem Wipptal und dem Stubaital sowie von Mutters und Natters, gründeten daraufhin eine Milchgenossenschaft bestehend aus ca. 160 Lieferanten. Am 1. April 2014 fuhr der erste Tankwagen mit unserer Milch über den Brenner zum Milchhof Sterzing.

Rückhalt durch den RVT

Die Milchgeldverrechnung und Mitgliederverwaltung übernahm die Buchstelle des Raiffeisenverbandes Tirol. Deren Leiter Jakob Schett unterstützte und beriet uns von Anfang an. Der Milchpreis in Südtirol und im Besonderen in Sterzing liegt deutlich über dem österreichischen Niveau. Aus diesem Grund stiegen immer mehr Bauern in unserer Region wieder in die Milchproduktion ein. So kamen in den letzten Jahren 33 Neulieferungen dazu; eine Entwicklung, die wohl in ganz Europa einzigartig ist!

Wachstum für die Region

Die Liefermenge stieg von anfänglich 8 Millionen kg auf 17 Millionen kg im Jahr 2023. Besonders gefragt ist in Südtirol Biomilch. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit stellten 20 Lieferanten 0,8 Millionen kg bereit. Inzwischen hat sich diese Zahl auf 64 Lieferanten mit 5,7 Millionen kg Biomilch erhöht. Diese grenzüberschreitende „Milch-Ehe“ brachte eine deutliche Einkommensverbesserung für die kleinbäuerlichen Betriebe in unserem Gebiet.

Sonstige Genossenschaften

Unsere sonstigen Genossenschaften sind in verschiedensten Bereichen des Wirtschaftslebens tätig und sind ihrem Auftrag erfolgreich nachgekommen. Unsere produzierenden Genossenschaften sind darüber hinaus auch sehr stark exportorientiert. Sie verfügen über qualifizierte Mitarbeiter und erwirtschaften durchwegs positive Ergebnisse.

Gerätewerk Matrei

Gerätewerk Matrei

Das im Jahr 1948 gegründete Gerätewerk Matrei (GWM) produziert elektrische, thermische sowie mechanische Systembaugruppen und Geräte und beliefert namhafte Unternehmen wie Bora, Miele, Fissler und V-Zug mit hochwertiger Küchentechnik. Mit dem hausinternen Bereich Forschung und Entwicklung sowie Produktionsmöglichkeiten im Hightech-Segment fertigt das GWM innovative Kochfelder sowie Metallteile und Baugruppen, die zu einem Großteil als Designfronten in der Hausgeräteindustrie zum Einsatz kommen.

Von der Idee bis zum fertigen Produkt steht GWM als Industrialisierungsprofi in jeder Projektphase seinen Kunden zur Seite und ermöglicht es damit, die Geräte schnellstmöglich auf den Markt zu bringen.Eigener Werkzeugbau, hausinternes Prüflabor und hohe Fertigungstiefe in der Produktion tragen zur hohen Flexibilität des Unternehmens bei. Zudem wird mit dem bereits 2019 eingeführten Lean-Management eine ständige Verbesserung der Wertschöpfungskette erzielt, um auch international in der Branche wettbewerbsfähig zu bleiben.

Für den Geschäftsführer Rupert Sparber ist die genossenschaftliche Organisationsform ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte: „Seit unseren Anfängen 1948 sind wir im Gerätewerk Matrei als Genossenschaft organisiert und beschäftigen aktuell rund 200 Personen. Bei uns steht das Miteinander im Vordergrund und deshalb nehmen wir die Verantwortung für unseren Unternehmenserfolg gemeinsam wahr. Die Stabilität in unserem Unternehmen sowie die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Tirol sind uns sehr wichtig.“

 

Herausforderungen, Chancen, Highlights: Ein Rückblick auf das Geschäftsjahr 2023

Während in der Haushaltsgeräteindustrie in den Vorjahren eine sehr hohe Nachfrage bestand, entwickelte sich in diesem Bereich im Jahr 2023 aufgrund der Konjunkturabschwächung und der hohen Inflation eine zunehmend angespannte Situation. Dank der umfangreichen Möglichkeiten in der Produktion und der hohen Flexibilität konnten kurzfristig neue Partner und Projekte gewonnen werden, um eine durchgängige Produktion sicherzustellen.

Vor diesem Hintergrund war unser 75-jähriges Firmenjubiläum im vergangenen Jahr ein besonderes Highlight, das wir mit einem Tag der offenen Tür feierten. Die Besucher:innen luden wir zu unserer Unternehmenspräsentation samt neuem Schauraum und zur Werksbesichtigung ein. Darüber hinaus organisierten wir ein vielfältiges Programm mit besonderer kulinarischer Verköstigung und einer umfangreichen Unterhaltung für Groß und Klein. Unserer Genossenschaft war es ein Anliegen, sich der Region mit einem Fest für Familien vorzustellen und dabei unseren Dank gegenüber unseren Mitarbeiter:innen auszudrücken, die einen maßgeblichen Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet haben. Dass das Fest mit knapp 3700 Besucher:innen auf so reges Interesse stieß, hat uns sehr gefreut.

Mit großer Freude verbunden war auch die Verleihung des Prädikats „Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb“ im Herbst. Wir legen großen Wert darauf, jungen Menschen ein topmodernes Arbeitsumfeld zu bieten und ein motiviertes Team an Ausbildnern zur Seite zu stellen, um ein angenehmes und produktives Miteinander und Lernen zu ermöglichen. Fachkurse und Weiterbildungsmodule abseits der klassischen Ausbildung stehen ebenfalls regelmäßig auf der Agenda. Derzeit werden vier Lehrlinge im Bereich Werkzeugbau und ein Lehrling in der Betriebslogistik ausgebildet. Neben Projekten im Tagesgeschäft hatten unsere Auszubildenden auch die Möglichkeit, an verschiedenen Marketinginitiativen wie etwa der Produktion von Lehrlingsvideos teilzunehmen.

Durch die Implementierung von Maßnahmen im Bereich Lean-Management wurden bereits signifikante Verbesserungen hinsichtlich Effizienz erzielt. Auch durch die zusätzliche Einführung des Shopfloor-Managements ist es uns gelungen, die Kommunikation quer durch das Unternehmen zu optimieren und alle Mitarbeiter:innen anzuregen, sich aktiv am Verbesserungsprozess in ihrem unmittelbaren Umfeld zu beteiligen.

Mit Stolz erfüllt uns auch die Tatsache, dass wir als klimaneutraler Betrieb unseren Prinzipien einer ressourcenschonenden Produktion und eines nachhaltigen Schaffens im ökonomischen und ökologischen Sinn gerecht werden konnten. Hier werden wir auch weiterhin einen unserer Schwerpunkte setzen, um in puncto erneuerbarer Energie sowie nachhaltigen Materialien in der Herstellung unserer Produkte weiter voranzukommen.

 

Hackschnitzel-Heizwerk Söll

Erneuerbare Wärmeversorgung für Söll durch das Hackschnitzel-Heizwerk

Im Jahr 1996 suchte die Arbeitsgruppe „Alternative Energie“ im Zuge des Projektes „Dorferneuerung Söll“ eine Möglichkeit, das Dorf künftig umweltfreundlich mit Wärme aus Holz zu versorgen, gleichzeitig die Luftqualität in der Gemeinde zu verbessern und die Wertschöpfung von Waldrestholz zu steigern, um ansässige Landwirte zu unterstützen. 21 ehrenamtlich tätige Personen führten damals eine Energiedatenerhebung durch. Der Weg wurde frei für das Hackschnitzel-Heizwerk Söll, welches nunmehr seit 23 Jahren besteht und klimafreundliche Nahwärme an die Bevölkerung liefert – ganz zur Zufriedenheit der Söller Haushalte, wie der Zuwachs der Anschlüsse allein von 2021 bis 2023 zeigt: In diesem Zeitraum wurden 25 Kund:innen mit einer Gesamtleistung von rund 1.650 Kilowatt (kW) neu angeschlossen. Zusätzlich wurde aufgrund der großen Nachfrage der Entschluss zur Erweiterung der Anlage und einer weiteren Netzverdichtung gefasst. Doch die Zahl der Abnehmer:innen kann sich schon jetzt sehen lassen: Mit Ende des vergangenen Jahres waren es 179 Kund:innen mit einer Anschlussleistung von 11.000 kW , was auch den Wirkungsgrad des Fernwärmenetzes nochmals weiter steigert und die Söller:innen durch das Hackschnitzel-Heizwerk jährlich rund 1.400.000 Liter Heizöl einsparen lässt.

Holpriger Start, starker Wille

Zurück zum Anfang: Am 7. Oktober 1999 wurde die Genossenschaft „Hackschnitzel-Wärme und Energieversorgung eGen“ von 16 Privatpersonen mit Unterstützung der Energie Tirol und dem Raiffeisenverband Tirol gegründet, heute sind es 24 Mitglieder. Der Baustart der Anlage erfolgte im März 2001, die erste Wärmelieferung bereits im November desselben Jahres. Was nach den ersten Zeilen nach einer reibungslosen Erfolgsstory klingt, war in den ersten Jahren doch etwas getrübt, da sich das anfängliche Bestehen der Genossenschaft eher schwierig gestaltete. Grund hierfür war der Wettbewerb zwischen erneuerbarer und fossiler Wärmeversorgung, der durch den Bau der Erdgas-Versorgung etwa zeitgleich mit dem des Fernwärmenetzes seinen Ausgang nahm. Die Meinung der Söller Bevölkerung zur passenden Versorgung war gespalten, was neue Anschlüsse im Fernwärmenetz erschwerte und die Wirtschaftlichkeit des Heizwerks beeinträchtigte.

Davon ließen sich die Nahwärme-Pioniere um den damaligen Geschäftsführer Johann Pirchmoser aber nicht entmutigen und verbesserten mit viel Engagement zunehmend die Effizienz des Betriebes. Die auf diese Weise gesammelten Kompetenzen im Bereich Biomasse wurden sodann genutzt, um Hackgut für den Privatgebrauch, beispielsweise für die Heizung oder den Garten, aufzubereiten und zu verkaufen. Seit Jahren wird auch Brennholz selbst erzeugt, getrocknet und direkt verkauft. Und damit alles mit rechten Dingen zugeht, wickelt man den Einkauf mit einem Faktura-System und einer Straßen-Waage ab, um die benötigte Ware per Atro-Tonne (absolut trockene Holzmasse) abrechnen zu können. So konnten Einsparungen im Einkauf von etwa 15 % erzielt werden.

Stetige Investitionen in den Betrieb

Wer rastet, der rostet – das trifft nicht ganz auf ein Heizwerk zu, aber Investitionen gehören trotzdem zum „daily business“ des Betriebs, dessen Geschäfte seit 2018 Hans-Peter Fuchs abwickelt. So ist die Liste der Optimierungen im Lauf der Zeit lang geworden: Die Verbrennungsanlage – Biomassekessel mit Elektrofilter und Wärmerückgewinnung – wurde ständig weiter verbessert, weshalb die Anlage nun über einen 3.000 kW Biomassekessel mit ca. 1.000 kW Wärmerückgewinnung und einen 5.000 kW Notkessel verfügt. Dazu wurden zwei Pufferspeicher mit einem Gesamtvolumen von 300 Kubikmetern installiert und die Wärmerückgewinnung um zwei Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 480 kW erweitert. Und auch durch diverse Umbaumaßnahmen in der Luftführung und Regelung konnte die Effizienz weiter gesteigert werden.

Dank einer äußerst erfreulichen Bilanz werden die stetigen Investitionen gut sichtbar: Nicht nur setzt man zu 97 % auf erneuerbare Energiequellen,  auch die gesetzlich geforderten Abluftwerte durch die Optimierungsmaßnahmen werden dauerhaft weit unterschritten. Und damit nicht genug, denn die höhere Energieausbeute reduziert zeitgleich auch den Anfall von Reststoffen, wie Rostasche und Flugasche. So wurde die Ascheaustragung mit einem Magnetabscheider und Rüttelsieb erweitert, um alle störenden Stoffe aus der Rost-asche zu entfernen und diese so nutzbar für die weitere Verwendung als Dünger in der Landwirtschaft aufzubereiten. Kreislaufdenken in Söll, das Nahwärme mit Zukunft sichert.

Weitere Infos unter:
www.heizwerk-soell.com
www.biowaerme.tirol